
Gussroste einbrennen: So geht’s richtig
Grillroste, Sear Grates und Wendeplatten aus Gusseisen sind dafür gemacht, ultra krosse Krusten und geilste Brandings auf dein Fleisch zu bringen. Wer einmal auf diesem roughen und derben Material gegrillt hat, will danach oft nix anderes mehr. Gussprodukte sollten vor der ersten Benutzung auf dem Gasgrill zwar eingebrannt werden und erfordern etwas mehr Pflege als Edelstahl – der Aufwand macht sich aber auf alle Fälle bezahlt. Extrem robust, langlebig und mega wärmespeichernd: Guss is king, würde ich mal behaupten!
Jetzt willste wissen, worauf du beim Grillen mit Gusseisen achten muss? Verrate ich dir! In diesem Guide erfährst du, wie du Gusseisen einbrennst und pflegst, damit es eine optimale Antihaft- und Rostschutzschicht (Patina) aufbaut.
Was ist das Besondere an Gusseisen?
Bei Gusseisen handelt es sich um eine Legierung, also um eine metallische Verbindung aus mindestens zwei Elementen. Sie besteht aus Eisen und mindestens 2 % Kohlenstoff. Gusseisen hat einen verhältnismäßig niedrigen Schmelzpunkt, der bei etwa 1150 °C liegt und lässt sich somit gut als Schmelze verarbeiten bzw. in Form gießen.
Das Zeug weist zudem eine ziemlich gute Wärmespeicherfähigkeit auf: Durch die Dicke des Materials lassen sich Gussroste, Dutch Oven oder Gusspfannen und Co. auf sehr hohe Temperaturen erhitzen. Gleichzeitig wird die Wärme gleichmäßig an das Grillgut weitergegeben.
Warum muss ich Gusseisen einbrennen?
Damit dir Steaks, Koteletts und Co. nicht an Gussrost und Wendeplatte anpappen und beim Umdrehen unschön zerfleddern, brauchen deine Gussprodukte eine fette Patina. Die fungiert als Antihaftschicht, die dein Grillgut später locker auf deinen Teller flutschen lässt. Zudem dient die Patina als Rostschutz. Gusseisen ist, im Gegensatz zu Edelstahl, weitaus anfälliger für Korrosion und rostet schnell, wenn es z.B. Feuchtigkeit abbekommt. Durch das Einbrennen beugst du Rost vor.
Lenas Angeber-Wissen:
Die schützende Patina entsteht durch die Kombination von Hitze und Fett – also durchs Einbrennen. Die eingebrannten Mineralstoffe der Öle und Fette bilden eine Beschichtung, die sich über die Poren des Gusseisens legt.
Welches Öl eignet sich zum Einbrennen?
Eine viel diskutierte Frage, über die du dir aber gar nicht so viele Gedanken machen musst. Generell kannst du – bis auf wenige Ausnahmen – die meisten Öle verwenden. Besonders wichtig ist, dass du dein Öl nur sehr dünn aufträgst.
EXPERTENTIPP: Nutze zum Einbrennen raffinierte (= heißgepresste, gesäuberte) neutrale Öle oder Fette. Diese sind geschmacksneutral und ohne Trübstoffe, die Ungleichmäßigkeiten in deine Patina bringen könnten. Da das Öl zum Einbrennen nur hauchdünn aufgetragen wird, spielt der Rauchpunkt des Öls quasi keine Rolle.
AUSNAHMEN: Verwende KEIN Olivenöl oder Molkereiprodukte – die riechen unangenehm, werden ranzig, rauchen stark und werden beim Verbrennen bitter.
BURNHARD EMPFEHLUNG: Greif am besten zu raffiniertem Sonnenblumen- oder Rapsöl! Das ist rein, geschmacksneutral, meist preiswert und du hast es in der Küche vermutlich eh immer parat.
Weitere Fette die du optional zum Einbrennen verwenden kannst:
- Back-Trennspray: Macht dünnes und gleichmäßiges Auftragen ohne Pinsel besonders leicht
- Leinöl: Wenn du es da hast – go for it!
- Kokosöl/Kokosfett: Kannst du nach Vorliebe wahlweise flüssig oder fest auftragen
- Einbrennpaste: Auch gut, musst du dir aber nicht extra anschaffen – die sind meist teuer, als die oben genannten Fette aus dem Supermarkt, die du außerdem zum Kochen verwenden kannst
- Stück pures Fett vom Steak oder Schweinebauch: Funktioniert auch super zum Einreiben, bringt aber einen leichten Eigengeschmack mit, den man mögen muss.
Anleitung Gussroste einbrennen
Step 1
Wasche Gussroste, Wendeplatte oder Sear Grate mit warmem Wasser und etwas mildem Spülmittel im Waschbecken aus. ACHTUNG: das einzige und letzte Mal, bei dem Gusseisen mit Spülmittel in Berührung kommen sollte! Entferne Fett und Produktionsrückstände gründlich mit einem Topfschwamm oder einer Bürste und spüle die Roste bzw. Platte mit klarem Wasser ab.
Step 2
Trockne dein Gussprodukt gründlich mit einem Baumwollhandtuch ab und lasse es über Nacht an einem trockenen Ort komplett durchtrocknen. Damit die Roste richtig durchtrocknen, kannst du sie optional auch bei 150 °C für etwa 20 Minuten in die indirekte Zone deines Grills (ein)legen und danach etwa 15 Minuten abkühlen lassen. Wichtig: für den nächsten Schritt muss das Gusseisen unbedingt komplett durchgetrocknet sein, sonst droht Flugrost!
Step 3
Streich nun Roste oder Grillplatte mit Hilfe eines Backpinsels gründlich rundherum in allen Ecken mit Rapsöl oder anderem Pflanzenfett ein. (Alternativ kannst du auch Backtrennspray zum Sprühen verwenden.)
Step 4
Lass das Öl für 10 Minuten einziehen. WICHTIG: Entferne dann überschüssiges Öl – mit zu viel Fett beim Einbrennen wird’s später klebrig und du kannst deine Patina knicken. Benutz zum Abwischen am besten ein dickes Baumwolltuch, das nicht fusselt oder arbeite vorsichtig mit Küchenrolle. TIPP: Besonders gut klappt es mit blauem Werkstattpapier, das ist reißfest und fusselt nicht! Achte darauf auch in allen Ecken und Winkeln überschüssiges Fett abzutragen.
Step 5
Lege dein Gussprodukt in den Gasgrill.
ÜBRIGENS:
Du fragst dich, wie du den Gussrost über dem Keramikbrenner im Seitentisch deines FRED Jr. einbrennst? Genauso wie die anderen! Lege ihn zum Einbrennen einfach auf die restlichen Roste in die Grillkammer.
Step 6
Stelle alle Stabbrenner auf Maximum (HI).
Step 7
Falls du einen Infrarot-Keramikbrenner im Grill hast, stelle ihn auf Minimum (LO).
Step 8
Schließe den Deckel des Grills und lasse das Gusseisen ca. 45 Minuten einbrennen, bis kein Rauch mehr aufsteigt.
Step 9
Freu dich über eine fette Patina!
Lenas Angeber-Wissen:
Je häufiger du deinen Grillrost einbrennst, desto dicker und robuster wird die Patina. Wie oft du dein Gusseisen einbrennst, ist ganz dir überlassen. Ich empfehle aber mindestens 2 Durchgänge. Wiederhole dazu einfach die Schritte vom Einölen bis zum Ausbrennen und Abkühlen. Je öfter, desto besser!
Das musst du über dein Gusseisen wissen!
- Muss Gusseisen zwingend eingebrannt werden? Nee, nicht unbedingt – die Patina entsteht durch regelmäßige Benutzung auch von allein. Ich empfehle es dir aber wärmstens, denn das Einbrennen vor der ersten Verwendung beschleunigt den Aufbau der Schutzschicht und lässt sie gleichmäßiger werden. Nur durch das Einbrennen auch von außen entsteht ein Rundumschutz gegen Flugrost bei allen Gussprodukten, die nur leicht vorbehandelt sind.
- Wenn sich nach dem Einbrennen unschöne Blasen auf deinem Guss-Equipment gebildet haben, hast du zu viel Öl benutzt und/oder dein Keramikbrenner lief auf Maximum. Keine Sorge, diese Bläschen haben nichts mit dem Gusseisen zu tun, sondern stammen vom verbrannten Öl. Auf deinem Gusseisen hat sich Flugrost gebildet? Auch kein Problem. Folgendes kannst du tun, wenn sich Bläschen oder Rost gebildet haben: Brenne Rost, Wendeplatte oder Sear Grate bei maximaler Hitze und geschlossenem Deckel für 30 Minuten aus. Bürste das Gusseisen dann mit einer Grillbürste fest ab. Lasse alles abkühlen und trage mit einem Backpinsel erneut eine dünne Schicht Fett oder Öl auf. Achte darauf, dass sich nichts in den Ecken ansammelt. Brenne alles nochmal bei maximaler Hitze für 45 Minuten ein.
- Dass man seine Gussprodukte nicht mit Spülmittel in Berührung bringen soll, weil es angeblich die Patina zerstört, liest man so gut wie überall. Das ist aber nicht richtig! Eine vernünftige Patina hält dem Zeug mühelos stand. Du solltest Spülmittel nur vermeiden, wenn die Schutzschicht noch sehr dünn und noch nicht vollständig ausgebaut ist. Ein Vorteil vom Verzicht auf Spülmittel ist aber, dass das Öl, das nach dem Säubern auf dem Guss bleibt, beim nächsten Erhitzen wieder eingebrannt wird und so die Patina weiter aufbaut.
- Wenn du deine gusseiserne Wendeplatte über dem Infrarot-Keramikbrenner deines Grills einbrennst, kann es vorkommen, dass sich das Gusseisen in der Mitte der Platte (an der Stelle direkt über dem Brenner) weiß verfärbt. Das liegt an der krassen Hitze des Keramikbrenners, hat aber keinen Einfluss auf die Wendeplatte. Willst du diese Verfärbung vermeiden, brennst du dein Gusseisen am besten über den normalen Stabbrennern ein.
- Lagere Grillroste, Wendeplatte und Co. drinnen an einem trockenen Platz, wenn du sie z.B. im Winter länger nicht benutzt. So beugst du Rostentwicklung vor.
- Kleine Macken im Gusseisen sind normal und haben lediglich Einfluss auf die Optik. Diese Unebenheiten können beim Gießen des Gusseisens entstehen, verschlechtern die Performance des Produktes aber nicht.
- Deine Patina splittert stellenweise ab? Soweit das nicht großflächig passiert, ist das nicht weiter tragisch. Grille oder brate einfach normal weiter, dann schließen sich die Lücken von allein.
- Dein Essen haftet trotz Patina immer noch an? Achte darauf, dass Gussprodukt und Öl immer ausreichend heiß sind, bevor du deine Speisen draufgibst.
Und danach? Gusseisen pflegen
Um Gussroste, Wendeplatte und Sear Grate optimal zu pflegen und vor Flugrost zu schützen, fettest du sie nach dem Grillen und Ausbrennen ein. Sobald das Gusseisen abgekühlt ist, pinselst oder sprühst du eine dünnen Schicht Öl oder Fett aufs Gusseisen. Du kannst auch Trennbackspray (das geht besonders fix) oder eine spezielle Pflegepaste für Gusseisen benutzen. Verwende kein Olivenöl, das wird schnell ranzig.